Freitag, 20. April 2018

[Rezension] Weltenmalerin - Im Geist des Riesen | Jaqueline Kropmanns





♥ Reihe: Einzelband
♥ Autor|in: Jaqueline Kropmanns (Jay El Nabhan)
♥ Verlag: Gedankenreich Verlag
♥ Preis: 19,90€ (HC), 14,90€ (TB), 3,99€ (eBook)
♥ Seiten: 320
♥ Erschienen: August 2017
♥ Genres: Sci-Fi, Fantasy


Werbung durch Leseexemplar
© Cover: Jaqueline Kropmanns, Gedankenreich Verlag




Das Netz knüpft sich selbst, mit jeder Entscheidung, die du triffst. Jeder Faden findet seinen Platz, jeder Gedanke seine Richtung, jede Frage ihre Antwort. Du siehst, was vor dir liegt, doch noch bist du blind für die Wahrheit.

~ eBook: Position 3340 ~



Wenn ein sterbender Riese träumt
Die Sterne Lieder singen
Und sich Liebe gegen das Schicksal stellt…
 
Zwischen Reegan und den Sternen befindet sich nur eine Glasscheibe. Die Außenwand eines Raumschiffs, das die letzten Menschen durch das All befördert. Um sich ihren Wunsch nach Freiheit zu erfüllen, findet sie einen Weg in eine vollkommen fremde Welt. Hier begegnet sie nicht nur ihren eigenen Ängsten, sondern auch vier Reisenden, in denen sie Verbündete findet. Sie springen durch Portale, bereisen längst verstorbene Welten und lernen fremde Zivilisationen kennen. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise, die Reegan letztendlich die schwerste Entscheidung ihres Lebens abverlangt.

Text: Gedankenreich Verlag


Das Cover ist wirklich ein Traum und passt perfekt zur Geschichte, da es so unwirklich scheint. In diesem Fall hätte wohl niemand die Stimmung des Romans besser einfangen können als die Autorin selbst, denn sie ist für das Coverdesign verantwortlich und hat eine Menge Herzblut hineingesteckt. Die Protagonistin Reegan schwebt im All, hinter ihr der Wal, der eine wichtige Rolle im Buch spielt. Durch die wunderschönen, kräftigen Farben wird ein Bezug zum Titel Weltenmalerin hergestellt, denn es wirkt tatsächlich, als würde Reegan das Universum und seine Welten bemalen. Um sie herum befinden sich noch einzelne orangefarbene Fische, die mit dem Wal im Weltall schwimmen. Einen großen Teil der unteren Bildhälfte nimmt die Typografie ein, die mir in ihrem Aufbau und mit den Schnörkeln richtig gut gefällt. Ein sehr ausdrucksstarkes, wahnsinnig hübsches Cover, das mich sofort in seinen Bann gezogen hat! Weltenmalerin ist sowohl als Taschenbuch als auch als Hardcover erhältlich, die beide wunderschön aufgemacht sind. Ergänzend zur Geschichte finden sich vereinzelte Illustrationen zwischen den Kapiteln.


Fremde Planeten, das Weltall und eine Gruppe von Gefährten - das hätte eigentlich ein Buch genau nach meinem Geschmack sein müssen. Als ich mir den Klappentext durchlas, der noch nicht allzu viel verrät, habe ich mir eine außergewöhnliche Geschichte versprochen, die ich so noch nie zuvor gelesen habe. Genau das habe ich auch bekommen, allerdings konnte mich die Umsetzung dieser einfach nicht überzeugen. Der Einstieg fiel mir noch sehr leicht, denn man wird ohne große Umschweife direkt ins Geschehen geworfen. Reegan, die ihr Leben lang auf einem Raumschiff verbracht hat, wünscht sich nichts sehnlicher als frei zu sein. Sie flieht auf einen fremden Planeten und trifft dort auf eine Gruppe Reisende, die durch Portale in andere Welten springen können. Doch in der neuen Reisegefährtin erwachen ungeahnte Kräfte, denn sie ist die Weltenmalerin und muss eine ihre Bestimmung erfüllen. Worin genau diese besteht, gilt es erst noch herauszufinden und wir begleiten Reegan auf dieser Reise zu sich selbst. Die Grundidee finde ich genial, doch leider konnte ich weder einen Zugang zur Geschichte noch zu ihren Charakteren finden.

Meist steht nicht das eigentliche Geschehen im Vordergrund, sondern die Gedankenwelt der Protagonistin und einer gewissen anderen Person, die am Anfang eines jeden Kapitels das Wort ergreift. Diese Passagen lesen sich geheimnisvoll und sehr interessant, davon abgesehen wäre es mir aber lieber gewesen, eine Handlung zu haben, die insgesamt greifbarer ist. Ich mag es sehr, wenn sich ein Autor auf die metaphorischen Ebene begiebt und man als Leser eigene Theorien aufstellen kann. Hier geschieht allerdings zu vieles nur auf der Metaebene. Ständig beschlich mich das Gefühl, etwas verpasst zu haben, obwohl ich mich als eine sehr aufmerksame Leserin bezeichnen würde. Vieles wird nur angedeutet, nach eindeutigen Erklärungen sucht man meist vergeblich, sodass über meinem Kopf durchgehend ein Fragezeichen schwebte. Zum Beispiel war ich mir erst nicht sicher, um wie viele Reisende es sich handelt, ob es nun zwei oder doch drei Männer sind, obwohl das ja bereits im Klappentext erwähnt wird. Dann nahm ich fälschlicherweise an, der Riese und der Wal seien einunddasselbe Lebewesen - die Bezeichnung "Riese" sinnbildlich für das gigantische Tier. Als sich herausstellte, dass ich damit falschlag, verwirrte mich das zusätzlich. Natürlich muss in einem Buch nicht immer alles schwarz auf weiß stehen. Ich finde es genial, wenn man selbst mitdenken kann und dem Leser Raum für eigene Interpretationen gelassen wird. Etwas mehr Klarheit wäre allerdings schön gewesen, um dem Geschehen besser folgen zu können - das ist zumindest meine subjektive Erfahrung mit diesem Buch. Häufig hatte ich den Eindruck, dass etwas vorausgesetzt wird, das vorher gar nicht erklärt wurde. Interpretieren kann man viel - die Gedanken der Autorin lesen allerdings nicht.

Desweiteren fehlte mir ein roter Faden in der Handlung. Alles wird sehr schnell abgehandelt, Probleme auf einfache, geradlinige Art aufgelöst. Wichtige Personen schweben in Lebensgefahr, liegen im Sterben oder verschwinden von der Bildfläche - wenige Seiten oder Kapitel später geht es ihnen scheinbar wieder gut. Die einzelnen Ereignisse auf den verschiedenen Planeten stehen leider nicht richtig in Zusammenhang miteinander, sondern hängen nur sehr lose zusammen. Sie schienen mir absolut belanglos, als hätte die Autorin ursprünglich ein Ziel verfolgt, es zwischendurch aber aus den Augen verloren. Dies mag nun alles sehr negativ klingen, ganz so einfach ist es aber nicht. Jaqueline Kropmanns' Debut liest sich sehr kurzweilig, sodass nie Langeweile aufkommt. Aus verschiedenen Gründen musste ich einige Lesepausen einlegen, konnte jedoch immer wieder gut zurück in die Handlung finden, ohne den Anschluss zu verlieren. Die Grundidee und das Setting empfinde ich als wahnsinnig fantasievoll und innovativ, bisher habe ich zumindest nichts Vergleichbares gelesen. Doch spannend und mitreißend wird es erst in den letzten Kapiteln. Der Showdown hält einige Überraschungen bereit und konnte mich endlich auch emotional erreichen. Besonders der Epilog ist mir mit seiner schönen Message sehr nahegegangen und ich wünschte, dies wäre schon viel früher der Fall gewesen. Umso schwerer fiel es mir, diese Rezension zu schreiben.


Mit den Charakteren verhielt es sich wie mit der Story, da ich leider gar nicht mit ihnen warmgeworden bin. Viel gibt es da auch nicht zu erzählen, denn an ihnen konnte ich keinerlei Persönlichkeit feststellen. Da hätten wir zum einen unsere Protagonistin Reegan, die natürlich etwas ganz Besonderes ist und übermenschliche Kräfte aus dem Ärmel schütteln kann. Ihre Fähigkeiten fand ich schon ganz cool, aber sie reflektiert kaum über ihre Situation, was irgendwie seltsam ist. Sonderlich sympathisch war sie mir auch nicht. Bei den anderen hat es mir sogar noch mehr an Tiefe und Wiedererkennungswert gefehlt. Die misstrauische Rhea mit den rosa Augen und Haaren. Cael mit dem Metallarm. Zayne, der sich mit einem schweren Verlust abfinden muss. Und der freundliche Devan mit den Narben im Gesicht. Die drei Männer sind absolut austauschbar, weshalb ich sie am Anfang immer verwechselt habe. Alle haben sie irgendein (äußerliches) Merkmal, das hin und wieder erwähnt wird, den Charakter aber auch nicht an Komplexität gewinnen lässt. Zu einer interessanten und gut ausgearbeiteten Romanfigur gehört für mich leider etwas mehr als die Existenz eines Metallarms.


Was den Schreibstil angeht, bin ich aber absolut begeistert! Jaqueline Kropmanns kann so wahnsinnig gut schreiben, als hätte sie vor ihrem Debut bereits dutzende Romane geschrieben. Ihr Stil hat etwas Opulentes, steckt voller Poesie, Metaphorik und Fantasie. Am Anfang eines jeden Kapitels finden sich mysteriöse Passagen aus der Ich-Perspektive, die in einer Schönheit und Intensität geschrieben sind, dass es mir richtig unter die Haut ging. Reegans Geschichte dagegen wird aus der Sicht eines personalen Erzählers geschildert. Auch hier behält die Autorin diesen ausgeschmückten Stil bei, doch mir persönlich rückte dadurch die Handlung zu sehr in der Hintergrund. So schön sich die Worte auch lasen - dahinter erwartete mich eine große Leere, denn sie können die Welten, die Charaktere und ihre Beziehungen untereinander einfach nicht richtig erfassen.

Es fehlte mir an Beschreibungen, um sich die Umgebung besser vorstellen zu können. Zwar werden einzelne Orte, Landschaftsmerkmale und die Farben des Himmels geschildert, jedoch fügten sie sich für mich nicht in ein Gesamtbild ein. Es ist schwierig zu erklären, aber vor meinem inneren Auge sah ich immer die einzelnen Gegenstände, wie z.B. den Wal oder die Häuser eines Dorfes - und drumherum absolut gar nichts. Als würden die Charaktere auf einer endlos freien Fläche stehen und über einen leeren Planeten wandern. Es mangelte mir an zusätzlichen Beschreibungen, an Interaktionen mit der Umwelt, die mir gezeigt hätten, dass die Protagonistin in einem Dialog nicht nur auf der Stelle verweilt. Das Kopfkino wollte sich einfach nicht einstellen, was sehr schade ist, da das faszinierende Setting viel Potenzial dazu gehabt hätte.


Weltenmalerin ist ein wirklich außergewöhnlicher Roman, eine fantastische Reise durch das Universum, die mit einem ausdrucksstarken Schreibstil punkten kann. Ein poetisches Sci-Fi-Abenteuer, das in keine Schublade passt. Leider gibt der eigentliche Plot in meinen Augen nicht sehr viel her; vieles bleibt unklar oder liest sich verwirrend. Ich bin nicht mit der Geschichte und ihren Charakteren warmgeworden, weshalb es mich einfach nicht mitreißen konnte. Das ist unheimlich schade, da die Idee an sich grandios und sehr innovativ ist. Falls euch diese Rezension neugierig gemacht haben sollte: Lest es und verschafft euch einen eigenen Eindruck. Viele andere Leser lieben dieses Buch und ich wünschte, ich würde es ebenfalls tun. Doch dieser Traum ist leider nicht in Erfüllung gegangen.







Dieses eBook habe ich über ein Gewinnspiel bei LovelyBooks von der Autorin erhalten. Vielen Dank dafür!




Weitere Meinungen:






♥♥♥







7 Kommentare:

  1. Huhu Lena,

    wegen dem schönen Cover war ich ja neugierig und bin es tatsächlich immer noch. :D Vielleicht schaue ich, auch wenn der Plot nicht so doll ist, trotzdem mal rein. :)
    LG Alica

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    1. Hey Alica,

      jaa es lohnt sich bei solchen Büchern auf jeden Fall sich eine eigene Meinung zu bilden. Dann bist du entweder durch meine Rezi vorgewarnt oder aber siehst es am Ende ganz anders. ;)

      Liebe Grüße
      Lena ♥♥♥

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  2. Hallo Lena,

    das ist ja sooo schade! Ich war gespannt auf deine Rezi, weil das Cover ein wahrer Traum ist. Ich hätte es mir so gewünscht, dass es eine tolle Geschichte ist.

    Liebe Grüße,
    Rubine

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    1. Wer weiß, vielleicht würde dir die Geschichte ja dennoch gefallen :) Ich würde mich freuen, wenn du dir vielleicht eines Tages dein eigenes Bild machst :)
      Liebe Grüße!

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    2. Hallo Rubine,

      ein Buch zu lesen ist ja immer eine sehr subjektive Erfahrung und es lohnt sich immer, sich eine eigene Meinung zu bilden. Gerade bei diesem Buch würde ich sagen: Geschmackssache. Ich würde es, wie oben geschrieben, eingeschränkt empfehlen, da es wirklich weit davon entfernt ist, schlecht zu sein (immerhin 3,5 Herzchen bei mir!) und es vielen anderen gut gefallen hat. ;)

      Liebe Grüße
      Lena ♥

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